Veränderung

Seit fünf Jahren schreibe ich jetzt diesen Blog. Immer wieder bin ich erstaunt, dass mir noch was Neues einfällt. Immer wieder bin ich dankbar für eure Antworten und likes. Danke.

Durch den blog habe ich viel erfahren und kennen gelernt, womit ich sonst womöglich nicht in Berührung gekommen wäre. Habe viele Bücher gelesen, viele Texte, habe viele Gespräche geführt. Vieles ausprobiert. Schön.

Viele Jahre sah ich mich ziemlich gut „aufgestellt“, was den Kampf für unsere Erde, für unsere Tiere, Pflanzen und uns selbst angeht. Seit fast 40 Jahren lebe ich weitestgehend vegetarisch. Fahre ein kleines Auto mit geringem Spritverbrauch. Fliege nicht mehr. Kaufe ganz viel second hand und versuche jeden Tag etwas zu verschenken oder zu verkaufen/einzutauschen. Mache viel selbst, wenns geht ohne Strom. Und wenn Strom, dann erneuerbarer Strom. Und wenn schon Gas, dann BioGas aus Abfällen. (Den Ökohelden habe ich ja neulich vorgestellt. Den nutze ich täglich. Hast du schon mal reingeschaut?). Kaufe Bio und Regional und Saisonal wo es geht. Spare Plastik.

TATATA!!! Eine Runde Schulterklopfen. Dass das alles nicht wirklich reicht weiß ich auch schon lange. Aber immerhin. Ich mach ja viel.

Jetzt fällt mir auf, dass dass ich da ganz schön „überholt“ werde.

Vegetarisch ist gut, vegan wäre viel besser. Wenigstens öfter vegan. Das ist der „Regler“ mit dem ich am schnellsten am meisten verändern kann/könnte. Und erfreulicherweise ist vegetarisch schon geradezu mainstream und vegan stark im Kommen.

Es gibt kleinere Autos – und die sind zum Teil E-Autos. Wunderbar! Meins ist ein Benziner… Und da rede ich noch gar nicht von Öffis, die ich immer noch nicht mag.

Nicht mehr fliegen ist leicht. Mit anderen Menschen über Kompensation zu reden ziemlich unerfreulich… („Ich verstehe die Frage nicht“, sagt G.)

Das mit dem second hand ist auch leicht. In beide Richtungen. Und macht sogar Spaß. Es gibt auch immer mehr Möglichkeiten für second hand und Sachspenden.

Und Bio schmeckt einfach besser. („Die normale Gurke ist einfach trocken und innen auch nicht grün. Die Biogurke ist richtig frisch und saftig. Wir kaufen nur noch Biogurken“, sagt T.) Der BioHandel hat diese Preissteigerungen nicht so mitgemacht. Das höre ich immer öfter, dass mehr Leute immer mehr Bio kaufen. Auch dafür bin ich dankbar. Plastikfrei gefällt mir auch. Leider hat der Unverpacktladen wieder geschlossen.

Das mit dem viel selber machen hat auch Konjunktur. Es wird gestrickt und gebacken, gegärtnert und repariert. Wow!

Das sind wunderbare Veränderungen. Da bin ich echt froh drum. Nur: Ich muss mir jetzt echt was einfallen lassen wenn ich noch als gutes Beispiel gelten will 🙂

Bonustrack: Stromspartipps vom BUND

Noch ein Bonustrack: Der Klimareporter liefert dir Gedanken und Argumente.

Spruch der Woche: „Kommt das Glück des Hauses, so kommt das Glück der Welt“ aus dem Talmud.

Ich wünsche dir glückliche Zeiten. Never give up.


Immer auf die Kleinen

Leider.

Zur Zeit fällt mir Optimismus wirklich schwer. Klar gibts ein paar gute Nachrichten. Im Großen und Ganzen überwiegt aber die Krise.

  • Dauerbrenner Klimaveränderung, Artensterben, Bodenerosion und die Auswirkungen auf die Erzeugung von Lebensmitteln
  • Corona noch nicht wirklich vorbei
  • Der Krieg in der Ukraine auch nicht
  • Energiekrise
  • Inflation wie schon lange nicht mehr.

Da wird mir gelegentlich Angst und Bange. Immer öfter bin ich froh, dass ich schon etwas älter bin. Und keine Kinder habe.

Jammern will ich aber nicht, noch nicht mal auf dem hohen Niveau, auf dem wir Deutsche uns doch befinden. Zumindest die Meisten von uns. Viele überlegen jetzt, ob und wo sie sparen können/sollen/müssen. Und wenn wir da nicht aufpassen, dann bricht uns die ganze lokale und regionale Infrastruktur weg.

Denn, treffen wird es wieder mal die Kleinen. Wie immer. Also die kleinen Selbstständigen, die Handwerker, die kleinen Händler, die lokalen Anbieter von Kunst und Kultur, die Dienstleister, etc.

Von daher, ja, spare, aber investiere auch. Investiere in:

  • deine Friseurin
  • den kleinen Blumenladen ums Eck
  • dein Lieblingsrestaurant/den Döner/den AsiaWok, den Bratwurst- und Pommesstand
  • bring die Kleidung, die du schon lange ändern lassen wolltest, zur Schneiderin
  • die Schuhe zum Schuster
  • wenn es irgendwie geht, engagiere eine Reinemachefrau oder lass dir im Garten helfen, bei der Renovierung der Wohnung.
  • kaufe mehr auf dem Markt, beim Metzger, beim Bäcker, im Bioladen
  • geh ins Kino (unseres hat jetzt für immer geschlossen, das ist herb), ins Theater, ins Kabarett, ins Konzert
  • kaufe im Buchladen in deiner Stadt, in der kleinen Boutique, in der Drogerie ums Eck, im Wollgeschäft
  • geh zur Fußpflege, zur Massage, zur Kosmetikerin
  • werde Mitglied im Chor, im Sportverein, in der Theatergruppe

Stell dir vor, das gäbe es alles nicht mehr. Wie würde deine Gemeinde dann ausschauen? Möchtest du das?

Und kaufe möglichst viel von privat. Tauschmärkte, Flohmärkte, Ebay und andere Plattformen im Internet. Spende, was du nicht mehr brauchst und nicht mehr zuhause haben möchtest. Auch so kannst du Menschen helfen, die gerade knapp bei Kasse sind. Weil sie so entweder ein paar Euro mehr in der Tasche haben, oder eben das Benötigte billiger kaufen können. Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich bei der Tafel helfe und Privatleute kommen vorbei und bringen eine Box mit Obst oder Gemüse. Firmen sammeln auch gelegentlich und kaufen dann Süßigkeiten – für die Kinder.

So kannst du helfen, dass es die Kleinen nicht ganz so hart trifft.

Wir schaffen es entweder zusammen – oder gar nicht. Und du handelst so auch ausgesprochen ökologisch. Danke.

Bonustipp für die Allerkleinsten: Jetzt ist eine gute Zeit, Nistkästen zu reinigen. Die Vogelbrut ist gelaufen und die Wintergäste sind noch nicht eingezogen. Es empfiehlt sich präventiv mit FFP3-Masken zu arbeiten wenn man Nistkästen reinigt oder andere Arbeiten durchführt die Stäube produzieren, so vermeidest du Infektionen durch Hantaviren oder andere Erreger.

Bonustrack: Die Paten der Nacht wollen die Lichtverschmutzung reduzieren. Auch was zum Sparen 🙂


Zeitenwende?

Es ändert sich ja Einiges, zur Zeit. Da ist es schon berechtigt, von einer Zeitenwende zu sprechen.

Klima, Corona, Krieg, das führt – auch – zu massiv steigenden Preisen. Die Geschenke der Politiker, Senkung der Steuern, scheinen nicht in den richtigen Taschen zu landen. Die Preise gehen nicht im gewünschten Ausmaß nach unten. Mist.

Preise sind jedoch vielen Mechanismen unterworfen. Und da ist auch „Angebot und Nachfrage“ dabei.

Ist noch nicht so lange her – Anfang 2020 – da gab es Benzin fast geschenkt. Knapp über einen Euro habe ich – und du wahrscheinlich auch – damals bezahlt. Warum? Wegen Corona blieben wir brav zuhause. Homeoffice, Versandhandel, Lockdowns, all das hat dazu geführt, dass viel weniger getankt wurde. Und schon wurde Benzin wirklich sehr günstig.

Bei Angebot und Nachfrage sind wir wirksam. Vielleicht mehr als wir glauben.

Wir können das Angebot erhöhen:
Bilden wir Fahrgemeinschaften und Einkaufsgemeinschaften.
Wir können so vieles verschenken statt es weg zu werfen.
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich von all dem Besitz zu trennen, der eigentlich nur aus Gewohnheit in Schränken und Regalen, in Kellern und Dachböden rumliegt, ohne noch sonderlich beliebt oder gar gebraucht zu werden. Verkaufen, eintauschen, spenden, verschenken, recyceln, all das erhöht das Angebot an Büchern und Kleidung, Spielzeug und Geschirr, Möbeln und CDs, Fahrrädern und Handys, Bastelkram und Vasen, naja, du siehst, worauf ich rauswill. Und Second Hand kommt auch gerade denen zu Gute, die sich Neues nicht leisten können.

Selber Obst und Gemüse anbauen und den Überfluss dann eintauschen oder verschenken erhöht auch das Angebot. Ableger von Pflanzen, Sträußchen, Kuchen, Salate über den Zaun reichen, all das sorgt dafür, dass das es mehr Produkte gibt und in den Läden nicht um den letzten Apfel gestritten wird und damit die Preise weiter nach oben gehen.

Und damit können wir die Nachfrage anderer reduzieren.

Unsere eigene Nachfrage können wir ebenfalls steuern:
Nur das kaufen, was wir tatsächlich essen werden. Oder beim „all you can eat“ auf den Teller laden.
Nicht hamstern.
Weniger konsumieren.
Das Freizeitangebot im Ort nutzen.
Urlaub zuhause. Hey! Deutschland ist schön, wenn du mal von der Autobahn runterfährst.
Einfach mal nur rumsitzen? Ok, das ist schwer.
Das Auto weniger fahren, sparsamer fahren. Und wenn das Auto steht den Motor ausmachen. (Das peitscht mich regelmäßig auf: Nur mal schnell Geld holen/den Brief einwerfen/dem Nachbarn Hallo sagen – muss dazu der Motor weiterlaufen? Samt lauter Musik? Ist die Batterie wirklich so alle, dass der Motor dann nicht mehr anspringt? Oh Hilfe)

All das fragt weniger Konsumgüter nach, vor allem weniger Benzin – und dann werden die Preise wieder purzeln.

Letztendlich versuche ich mich an die veränderten Lebensumstände anzupassen. Wenn es weniger von Allem gibt, dann bleibt weniger für mich übrig. Weniger Waren, weniger Geld, weniger Zeit. Das ist Fact. Aber nicht verzichten möchte ich auf ein Gefühl von Gemeinschaft. Von Solidarität. Vom „im gleichen Boot sitzen“. Da verzichte ich gerne auf Teile meines Konsums, damit für alle genug da ist.

Zusammen schaffen wir das.

Bonustrack: Nicht nur für die Fastenzeit: Eine Seite zum Thema „Plastikfasten“ vom BUND. Auch Plastik muss aus Erdöl produziert werden und ist damit direkter Konkurrent zum Benzin.

Spruch zum Nachdenken: „Klimaaktivisten werden manchmal als gefährliche Radikale dargestellt. Aber die wirklich gefährlichen Radikalen sind die Länder, die die Produktion von fossilen Brennstoffen vorantreiben“  U.N. Generalsektretär António Guterres, April 2022

Pflanze für Balkon und Garten und vor allem die Insekten: Der Salbei ist bei Insekten und Vögeln begehrt, schön und dann auch noch lecker und gesund. Winwin in alle Richtungen.

Energie

Jetzt scheint Herr Putin zu schaffen, was ökologisch und ökonomisch schon sehr lange sinnvoll ist. Wir werden Energie sparen. Wäre mir ohne den Krieg lieber gewesen, das kann ich sagen. Hoffentlich hört das bald auf. Und mit einer intakten Ukraine. So eine Aggression sollte nicht erfolgreich sein.

Mein Beitrag ist, Energie zu sparen. Angeblich erhält Russland täglich eine Milliarde Euro von der EU für die Kohle, Öl- und Gaslieferungen. Damit kann er lange Krieg führen.

Und durch Energie sparen können wir diese Lieferungen ganz schnell verringern oder beenden. Und damit den Krieg.

Wenn wir das auch noch halbwegs ökologisch hinkriegen und vor allem ohne Atomstrom, dann wird das unser Leben sogar verbessern.

Die Energie, die ich selbst verbrauche – also Strom, Gas und Benzin – die kann ich ziemlich genau messen. Und schauen, wo ich da noch sparen kann. Heizung runter drehen, Licht ausmachen, wenn ich den Raum verlasse. Nicht so viel Auto fahren. Das sind die Klassiker. Gibt aber noch mehr. Und nur manches erfordert erst mal eine Investition.

  • Gefrorenes über Nacht im Kühlschrank auftauen lassen
  • Wenn mir kalt ist, dann backe ich, das heizt auch ein wenig
  • Reis und Hülsenfrüchte einweichen um die Kochzeit zu verringern
  • Von Kochen mit der Wonderbag habe ich ja schon geschrieben
  • Kaffee von Hand mahlen
  • Kuchen von Hand rühren
  • Produkte selbst erzeugen
  • Einkaufsgemeinschaften bilden
  • Kochgemeinschaften bilden
  • Rää-Abende (heute sind wir bei mir und morgen bei euch, so wird nur eine Wohnung geheizt)
  • Mehr öffentliche Verkehrsmittel, oder Radfahren oder Laufen

das sind alles Aktionen, die ein wenig mehr Organisation brauchen. Und die alle zusammen sinnvoll sind, aber wie immer nicht sonderlich viel bewirken.

Und dann gibts noch die Energie, die ich nicht selbst verbrauche, nur indirekt, über die Produkte die ich kaufe. Und da ist glaube ich die Wirkung viel stärker. Aber auch die Überwindung, die mich das kostet.

  • Weniger kaufen
  • Verschenken statt Wegwerfen
  • Sinnvolle Geschenke, in erster Linie, was die Beschenkten tatsächlich wollen und verwenden
  • Weniger putzen. Ok, das fällt mir recht leicht
  • Weniger essen (vor allem weniger Tierprodukte)
  • Bei Neuanschaffungen reduzieren: Kleineres Auto, kleiner Wohnung, kleinere Möbel…
  • Mehr Second Hand, Bücher, CD, Spielzeug, Kleidung, Werkzeuge, Küchengeräte…
  • Dinge, die ich nicht mehr möchte selbst verkaufen oder spenden
  • Mehr darauf achten, wo – und vielleicht sogar unter welchen Bedingungen – die Produkte produziert wurden, die ich kaufe
  • Mehr Bioprodukte kaufen. Das bedeutet weniger Pestizide und Dünger, oft sind diese Produkte regionaler und saisonaler, haben weniger Plastikverpackung

Wenn wir alle da besser aufpassen, dann werden auch Industrie und Handel, Transport und Rohstoffgewinnung viel weniger Energie verbrauchen.

Ich erschrecke ja immer, wenn ich lese, dass eine Tasse Kaffee 1.000 Liter Wasser verbraucht. Über den jeweiligen Energieverbrauch habe ich noch nichts gelesen. Die Relationen könnten aber ähnlich sein. Einerseits ein erschreckender Gedanke – andererseits aber auch ein Hinweis, auf unsere Möglichkeiten zu Veränderung.

Bonustipps zum Thema Energiesparen:

  • Stromspiegel – eine Seite von CO2online
  • Seite von Polarstern (das ist der Anbieter von dem wieder Biogas aus Speiseresten beziehen
  • Liste von Ökostromanbietern

Und jetzt fürs Herz wieder ein (englisches) Video. Diesmal von ganz süßen kleinen Mardern

Bleib gesund und fröhlich, lass dich nicht unterkriegen – mach die Pippi Langstrumpf 🙂



Rückblick und Ausblick

So, jetzt lobe ich mich mal ein wenig selbst.

In diesem Jahr habe ich einiges erreicht, was ein ökologischeres Verhalten angeht.

  • Ein Kfz-freier Tag in der Woche. Klappt meistens.
  • Bei Atmosfair kompensiert.
  • Viel mehr aus eigener Kraft unterwegs.
  • Müll vermieden – im Unverpacktladen eingekauft.
  • Wenn ich schon das Auto benutze, dann erledige ich mindestens vier Sachen.
  • Bin jeden Tag mindestens einen Gegenstand losgeworden – verschenkt, gespendet, eingetauscht, verkauft.
  • Gemüse und Obst selbst produziert.
  • Öfter mal vegan.
  • Noch mehr Second Hand Artikel erworben.
  • Das Kochen mit der wonderbag begonnen. (Das begeistert mich noch immer, schon weil ich dann mehr Zeit hab, etwas anderes zu tun, statt immer wieder in den Topf zu gucken. Am Liebsten mach ich damit das warme Frühstücksmüsli, Milchreis, Porridge, Hirse und &)

Und das Beste: Das Bad ist ziemlich plastikfrei geworden:

  • Zahnbürsten aus Holz oder Bambus
  • Zahnputztabletten statt Zahnpasta aus der Tube. (Das war gar nicht so einfach, die meisten Zahnputztabletten kommen in der Plastikdose 😦 Jetzt habe ich doch welche gefunden und mein Unverpacktladen hat sie auch)
  • Seife statt Duschgel
  • Festes Shampoo statt Shampoo aus der Flasche
  • Selbstgemachtes Deo.
  • Olivenöl statt Bodylotion (und wenn ich die Hand- und Gesichtscremes leer habe, dann werde ich auch dafür Olivenöl nehmen, oder vielleicht Kokosfett, mal schauen)

Gute Vorsätze habe ich natürlich auch:

  • Öfter mit dem Rad in die Stadt fahren. Will doch eh fitter werden.
  • Abnehmen. Ich esse viel zu viel, fühl mich mit meinem Fettvorrat nicht mehr wohl und die Produktion von Lebensmitteln ist halt schon ein großer Teil meines ökologischen Fußabdrucks.
  • Noch mehr Benzin, Wasser und Strom sparen.
  • Zufriedener werden.

Was hast du erreicht, von deinen Vorsätzen? Und wie soll es bei dir weiter gehen? Wenn du magst, schreibe bitte einen Kommentar.

Bonustrack: Mitfahrzentrale Pendlerportal

Motivationsfilm: Eine Giraffe lernt laufen. Immer wieder aufstehen, auch wenn es manchmal schwer fällt.


Wegwerfgesellschaft

Ich bin immer noch ein wenig räudig. Deswegen wird’s heute vielleicht ein längerer Text. 😦

Seien wir ehrlich: Wir sind eine Wegwerfgesellschaft. Und das bringt mich völlig aus dem Takt. Dieses gedankenlose „Ab in die Tonne“.

Ich gebe es ja zu. Ich mag auch immer wieder mal was Neues. Klamotten, Deko, Geschirr, Pflanzen. Die Versuchung ist da, und wird ja auch schön angeheizt. Und so lange Platz ist. Und ich mir das finanziell leisten kann…

Und wer sagt, dass Konsum nicht glücklich macht, der lebt in einer anderen Welt.

Sich der Werbung zu entziehen fällt mir nicht leicht. Dabei habe ich die Möglichkeiten der Firmen, mich zu erreichen, sehr reduziert. Kein Fernsehen, kein Radio, keine Tageszeitung. UND EINEN DICKEN AUFKLEBER AM BRIEFKASTEN, DER AUCH MEISTENS RESPEKTIERT WIRD. Und dennoch, immer wieder fällt mir was vor die Augen. Und ich will es zuhause haben. Manchmal bin ich richtig froh, wenn was kaputt geht. Blöd, aber ist so.

Wenn es geht, dann kaufe ich wenigstens Second Hand. So vermeide ich die Neuproduktion mit all ihren Schäden. Rohstoffe, Bewässerung, Energie, Transport, Verpackung.

Und ich gebe viel zu Second Hand Läden oder verschenke.

Unsere Tonne ist auch recht leer, obwohl sie klein ist. Und viel Müll rein kommt, den ich beim Spazieren gehen aufsammle.

Ein riesiges Problem ist, dass viel von dem Produzierten gar nicht verwendet wird. Ein Drittel der Lebensmittel landen im Müll. Krise. Und mit dem Rest der Käufe schaut es nicht besser aus. Zweite Wahl – nein danke. Kleine Mängel – Retour. Eine französische Winzerin sagte mal: Ihr Deutschen wollt immer nur die teueren Weine. Und ich dachte noch: Warum nicht, wenn ich mir das leisten kann? Aber was passiert dann mit dem Hauswein?

Viel wäre gewonnen, wenn wir das besser nutzten, was da ist. Neulich waren wir spazieren. Irgendwo auf dem Land. Da war ein Steinbruch und sonst viel Landschaft. Noch nicht mal Landwirtschaft. Und dennoch waren die Pflanzen rechts und links des Weges zurück geschnitten worden. Was heißt geschnitten. Abgerupft, wie das heute halt so gemacht wird. (Wenigstens nach dem 30. September, um die Vögel nicht beim Brüten zu stören). Und die Zweige lagen dann am Wegesrand. Mit Hagebutten dran, Berberitzen, Wacholderbeeren, Schlehen. Andere Sachen, deren Name ich nicht kenne. Schöne Sachen. Wenn du die Zweige auf den Markt trägst, dann kannst du da viel Geld verdienen. Aber nein, ist Müll, auf die Seite geschoben. Und wir Frauen kaufen dann extra produzierte Ware für teures Geld, um ein wenig Herbstdeko ins Haus zu bringen. Wahrscheinlich aus Plastik, dass es keine Mühe macht und länger hält. Da krieg ich die Krise.

Oder es wird ausgemistet. Minimalismus. Habe ich ja gar nichts dagegen. Aber die Mühe, da einen Abnehmer zu finden? Nö. Ab in die Tonne. Kleidung. Bücher. Blumentöpfe. CDs. Alte Drucker oder Handys. Möbel. Pflanzen.

Ich bin dann versucht zu sagen: Gib es mir, ich versuche es zu verwenden oder zu verkaufen. Oder spende es den Sozialkaufhäusern. Damit muss ich endlich aufhören: den Müll anderer Leute nach Hause zu schleppen, nur weil das vielleicht noch verwendet werden kann. Habe ich dem Mann meines Herzens versprochen. Immerhin darf ich vom eigenen Müll Vorräte anlegen. Papiere, alte Kalender, Stoffe, Glasverpackungen. Luftpolsterfolie. So einen Kram. Bin ein Messie. Geprägt durch die Eltern. Die diesen Überfluss in ihrer Kindheit nicht hatten. Bequem ist was anderes.

Habe ich eine Lösung? Nein. Nicht für mich und schon gar nicht für Andere.

Wie machst du das? Für welche Dinge findest du eine zweite Heimat und wo und wie? Welche Philosophie hast du, wenn es um Käufe geht, ums Wegwerfen?
Bitte schreibe einen Kommentar.

Bonustrack: Kleidung aus Reclycle Material: nu-in

Spruch der Woche: Lernen ohne zu denken ist sinnlos, aber denken ohne zu lernen ist gefährlich
Konfuzius