Sparen

Wir haben Zeit, Geld, Energie. Und damit machen wir ja was. Das ist ja am Ende des Tages irgendwie aufgebraucht.

Wir können sehr oft entscheiden, was wir damit anstellen. Verschwenden, ausgeben, investieren, sparen… Nicht immer entscheiden wir selbst, zumindest glauben wir, dass wir wenig Spiel haben, dass wir so (ein-)gebunden sind. So fremdgesteuert. Es gibt Restriktionen. Aber dennoch behaupte ich, wir haben mehr Freiheit, als wir glauben. Zumindest wünsche ich es mir und dir 🙂

Wir haben vor fast 40 Jahren zusammen aufgehört zu rauchen. Viel Geld hatten wir damals nicht. Und eine Methode uns den Rauchverzicht zu versüßen war, das so „gesparte“ Geld zur Seite zu legen. In die Dose, in der ich früher meinen Tabak aufbewahrt hatte. Und dieses Geld dann ohne jedes schlechte Gewissen zu verschwenden, für Eis, für Kino, für Essen gehen, für einen Ausflug. Wir haben uns dieses Geld quasi von der Lunge abgespart.

Mein Vater kommentierte das damals mit: „Da habt ihr das ja immer noch ausgegeben und nicht gespart.“ Für ihn war sparen, das Geld anzulegen, aufzuheben. Er starb als reicher Mann. Er war glücklich. Er hatte seinen Weg gefunden.

Und unser Weg? Wir waren auch glücklich. Wir gaben unser Geld aus, relativ sorglos. Haben im Hier und Jetzt gelebt. Es war (und ist!) ein schönes Leben.

Und das meine ich mit: „ein wenig Spiel haben.“ Die Freiheit, selbst zu entscheiden.

Wofür gebe ich mein Geld, meine Zeit, meine Energie aus? Was ist mir wichtig? Wenn ich spare, was erträume ich mir von der Zukunft? Wenn ich nicht spare, was gewinne ich jetzt? Wenn ich spare, was verpasse ich jetzt? Wenn ich nicht spare, was verpasse ich in der Zukunft?

Schwere Fragen, keine belastbaren Antworten.

Nur ein paar Gedankenstupser:

  • Menschen sind mir am Wichtigsten. Wenn ich jetzt meine Zeit und meine Energie mit Menschen, für Menschen, einsetze, dann bringt mir das viel Freude. Dass dann die Fenster nicht geputzt sind. Ja mei.
  • Gutes Essen ist mir wichtig. Wenn ich jetzt hier spare, dann riskiere ich, dass die Produzenten verschwinden. Letzten Samstag erst erfahren, dass ein Bioladen verschwindet, die Nachfrage sei zurückgegangen. Das ist bitter. Nicht nur für mich, für eigentlich alle. Das Gleiche gilt für Restaurants. Das Leben wird ärmer, wenn es diesen einen leckeren Käse nicht mehr gibt. Es geht weiter und ich werde immer noch satt. Aber dennoch…
  • Wenn ich jetzt das Schnäppchen erwerbe, wer zahlt den echten Preis? Die Arbeitnehmer? Die Natur? Wie schlägt das auf mich zurück?
  • Schnäppchen mag ich, wenn der Handel mir das anbietet. Stempelkarten. Oder toogoodtogo, also relativ preiswerte Lebensmittel kaufen, die ansonsten weggeworfen würden.
  • Second hand ist auch sparen. Müllvermeidung. Meine Freundin S. sagt, sie kauft Bücher lieber neu im Buchhandel, weil sie die Buchhändlerin mag. Auch ein Abwägen.

Es ist nicht leicht. Ich versuche, das Leben und die Vielfalt zu schützen, das Einheitsgrau abzuwehren. Das Leben geht auch ohne den Buntspecht weiter, ohne den Igel, ohne Löwenzahn. Aber es ist ärmer. Und dann haben wir am falschen Ende gespart.

So sehe ich das.

Bitte schreibe uns deine Gedanken zu diesem Thema.

Bonustrack 1: So überwintern Tiere im Garten, eine Seite des NABU. Und eine wunderbare Begründung, den Garten einfach nicht winterfest zu machen.

Bonustrack 2: Ein schönes Beispiel für einen gelungenen „Wildnisgarten“.

Spruch der Woche: Wenn du aus „das Übliche“ das „Ich“ rausnimmst, dann bleibt „das Üble“ übrig. Also bleib drin im Geschehen.

Verzicht? Wirklich?

So langsam wird wirklich fast allen klar, dass es ernst wird, was das Klima, die Artenvielfalt und überhaupt angeht. Das vieles verschwindet, was wir mögen, was wir brauchen. Das vieles teurer wird. Dass das Wetter komisch wird.

Noch ist vielen nicht klar, wie sie selber handeln – oder was sie besser lassen – können.

Noch immer werden verwegene technische Lösungen beschworen, die vielleicht in 30 Jahren bezahlbar sind. Deren Wirkung wir nicht kennen, deren Nebenwirkungen wir nicht kennen. Da wird jetzt vor allem Forschung bezahlt und große Unternehmen subventioniert. Mit Steuergeldern natürlich. Also mit deinem Geld und meinem Geld. Die Wünsche der Wähler werden gerne mißachtet. So sind – angeblich – 80 % der Deutschen für ein Tempolimit auf der Autobahn. Was passiert statt dessen? Neue Autobahnen. Ach ja, sonst kanns ja kein Tempolimit auf der Autobahn geben oder? 🙂 Warum diese 80 % dann nicht von sich aus nur noch 120/130 fahren weiß ich auch nicht. Obwohl es mir schon so vorkommt, als sei das Fahren auf der Autobahn entspannter und langsamer. Noch gehts mehr um die Wirtschaft als um Gesundheit.

Was sofort wirken würde, um wenigstens nicht noch mehr Schaden anzurichten, dass wir mehr pflanzenbasiert essen. Müssen ja nicht gleich alle vegan leben. Will ich auch nicht. Gerade bäckt wieder eine Quiche in der Röhre und heizt mir die Küche und die Wohnung (Wenn du ein veganes Rezept für Quiche hast, bitte bitte schreibs in die Kommentare). Und was so als vegane „Ersatzprodukte“ auf dem Markt sind, naja, das fetzt mich auch nicht immer. Hafermilch und Haferblock – kein Problem. Soja taste ich mich gerade ran. In W*burg gibts ein vietnamesisches Lokal, das komplett vegan ist. Da esse ich gerne.

Da sind uns die Menschen in anderen Ländern und Kontinenten einfach voraus. Da gibt es viel mehr und viel länger Erfahrung mit lecker Essen ohne Tier. Aber vegane Wurst oder Yoghurt-Ersatz, veganer Käse. Ich weiß nicht. Ich bleibe dran und wahrscheinlich ist es eh sinnvoller, einfach selber vegan zu kochen und zu schauen was schmeckt. Fertiggerichte machen dich fertig. Auch die Veganen. Selber kochen kann die Küche auch bereichern.

Denn als Verzicht, nee, als Verzicht würde ich vegetarisch und vegan nicht bezeichnen. Es gibt so viele leckere Speisen, so viele Gemüse, so viel Obst. So viele Nüsse und Kerne. So viele Ideen. Die sozialen Medien sind voll davon.

Aber darauf „verzichte“ ich gerne:

  • ernährungsbedingte Krankheiten. Diese Statistiken kennst du auch. Vor allem Herz- und Kreislauferkrankungen oder Darmkrebs.
    Witzigerweise erklären mir vor allem stark übergewichtige Menschen, Leute, die schon lange keinen Apfel mehr gegessen haben, die sich von Fast Food ernähren, dass ich unbedingt aufpassen muss, dass ich mich ausgewogen ernähre. Hallo? Wer macht das schon.
  • Hunger. Hier in Deutschland leben viele Menschen, die zu wenig Geld für (gutes) Essen haben. In den Ländern des Südens ist es noch viel extremer. Und dennoch wird so viel Land, so viel Wasser verbraucht, nur um die ganzen Tiere zu füttern, deren Produkte oder die Tiere selbst wir dann essen. Der direkte Weg würde viel mehr Menschen satt machen.
  • Tierleid. Ich werde oft gefragt, wenn ich doch kein Fleisch essen will, warum das vegetarische oder vegane Gericht dann aussehen muss wie Fleisch. Ganz einfach. Ich hab nichts gegen die Form oder den Geschmack, nur gegen das Töten. Ein anderer Grund ist vielleicht, dass so versucht wird, die Fleischesser ein wenig ans Vegane zu gewöhnen. Sieht aus wie ne Wurst, kann auf den Grill oder in die Pfanne wie ne Wurst, schmeckt wie ne Wurst (ok, nur manchmal) und Senf kann auch drauf…
  • Kunstdünger, Pestizide, Antibiotika, Gülle im Essen, in der Erde, im Wasser, in der Luft, in deinem Blut, in der Muttermilch… Gut dafür muss es dann auch noch Bio sein. Aber da Pflanzen oft billiger sind als Tierprodukte ist Bio dann vielleicht möglich.
  • Auch würde viel weniger Land verbraucht, wenn wir mehr Pflanzen essen würden. Die Erde ist zu klein, um 8 Milliarden Fleischesser zu ernähren. Das geht einfach nicht, diese Grenzen sollten wir akzeptieren.
  • Kriege. Als ob es gerade nicht genug Katastrophen gibt, Erdbeben, Dürre, Brände, Überschwemmungen, Orkane. Nee, jetzt wird wieder gekämpft und bombadiert und gemetzelt. Ich verstehs nicht. Der Egoismus nimmt zu, im Zwischenmenschlichen und im Zwischenstaatlichen. Leute, wir schaffen das gemeinsam oder gar nicht.

So, jetzt habe ich mir meinen Frust mal von der Seele geschrieben. Ich werde wieder milder. Verprochen.