Wir-Gefühl

Letztes Wochenende ist Thich Nhat Hanh gestorben. Er war ein buddhistischer Mönch aus Vietnam. Zen-Meister. Ein Schriftsteller und Lyriker. Er vertrat die Idee eines „engagierten Buddhismus“. Vietnam-Kriegsgegner. Aktivist. Er wurde vorgeschlagen für den Friedensnobelpreis. Pragmatiker. Ein Versöhner und Brückenbauer.

Und er war mein spiritueller Lehrer.

Persönlich kennengelernt habe ich ihn nicht. Eine Woche lang war ich in seinem Kloster in Waldbröl im EIAB in der Nähe von Köln. Hat mir sehr gut getan.

Thich Nhat Hanh stand für einen „angewandten“ Buddhismus. Ihm ging es sehr um praktische Anleitungen, wie wir Menschen mit uns selbst und den Anderen ein schönes und friedliches Leben führen können. Klar konnte er auch Theorie. War aber nicht nötig um seine Bücher zu verstehen. Da geht es um Achtsamkeit, Umgang mit Ärger, mit schwierigen Situationen.

Der Buddhismus fällt ja nur knapp unter Religion, da es keinen Gott gibt und keinen Glauben und (fast) kein Dogma. Gibt auch nur fünf Gebote.

Zentral für den Buddhismus ist Achtsamkeit und Mitgefühl. Und zwar Mitgefühl nicht nur für „den Nächsten“ sondern für alle fühlenden Wesen. Im Idealfall Mitgefühl dich, für alle Menschen (auch die, die du nicht magst), für Tiere, für Pflanzen, für Mineralien und Geister.

Und damit sind wir volle Lotte bei der Ökologie. Denn wenn ich achtsam bin, dann verschwende ich weniger. Konsumiere weniger, bedenke die Folgen meiner Handlungen.

Und wenn du Mitgefühl hast für alle fühlenden Wesen – ganz egal wie eng oder weit du das fasst – dann versuchst du Leid zu vermeiden. Bei dir, wie eben bei allen fühlenden Wesen. Dann bedenkst du ebenfalls die Folgen deiner Handlungen und deiner Worte.

Der Buddhismus geht davon aus, dass wir alle „EINS“ sind. Alle mit allen zusammenhängen. Das es kein individuelles Glück gibt, kein individuelles Leid. Dass Frieden zwischen den Menschen wichtig ist. Verständnis, Versöhnung. Dass Brücken nötig sind zwischen Völkern, Staaten, Religionen, den Menschen. Und diese Brücken hat Thich Nhat Hanh versucht zu schlagen.

Er wird mir fehlen. Auch wenn seine Lehre natürlich noch hier ist. Und hoffentlich seine Stätten der Begegnung in seinem Sinne weiter geführt werden.

Wir werden sehen.

Bonustrack: Seite des BUND wie du Schmetterlingen hilfst, die im Winter deine Wohnung aufsuchen.

Buchtipp: „Ökoroutine“ von Michael Kopatz. Er beschreibt sehr schön, was wir tun können, um ökologischer und nachhaltiger zu leben. Was Politik und Wirtschaft ändern können um uns diesen Umstieg zu erleichtern. Leider schreibt er nicht, wie wir Politik und Wirtschaft motivieren uns diese Veränderungen zu erleichtern.

Und noch die Loffyllama Schmusecomics fürs Gemüt.


Unterlassene Hilfeleistung?

Vorneweg möchte ich sagen, dass ich kürzlich jede Menge CDs von Frank Markus Barwasser, also Erwin Pelzig, gehört habe. Der wird ja immer politischer und seine Meinung und meine Meinung sind schon ziemlich gleich. Jedenfalls bin ich jetzt ausreichend – äh, inspiriert? – um mal ein paar philosophische Fragen loszuwerden.

Wie stehst du dazu? Ich würde mich über einen Kommentar sehr freuen.

Wenn jemand in Not ist, verletzt ist, einen Autounfall hatte, bedroht wird, dann wird von uns erwartet, dass wir helfen. Alles Andere fällt unter unterlassene Hilfeleistung und kann bestraft werden.

Und ich mach das auch. Halte bei einem Unfall, tröste die Leute, die gerade ein Reh überfahren haben. Mische mich ein, wenn Eltern ihre Kinder oder Hunde schlagen. (Der Mann an meiner Seite erwartet immer wieder, dass ich dann mal selber Schläge abkriege. Bis jetzt noch nichts passiert.) Bringe angefahrene Tiere zum Tierarzt. Rufe die Polizei, falls ich mit der Situation nicht fertig werde. Tröste weinende Kinder und helfe ihnen, ihre Eltern wieder zu finden. Es überrascht mich immer wieder, viele Menschen das ausblenden können und einfach weiter gehen oder fahren.

Nun ja, wir sind alle anders.

Immerhin kriege ich ab und zu ein Lob, wenn ich davon erzähle.

Aber: Wehe, ich bitte so ein Elternteil den Motor auszumachen, wenn der Wagen steht und der Fahrer auf was wartet. Bitte jemanden, das gerade weggeworfene Bonbonpapier wieder aufzuheben und in den Müll zu werfen. Erzähle was von Fleischkonsum und Treibhausgasen. Oh Hallo! Da sind die Chancen auf ein blaues Auge größer, als wenn ich einem prügelnden Vater in die Arme falle. Öko-Diktatoren, Öko-Terroristin, verdammter Gutmensch, Gretarianerin (das find ich richtig schön). Soll mich um meinen eigenen Kram kümmern. Nervensäge. Spaßbremse.

Aber zuzusehen, wie unsere schöne Welt zugrunde gerichtet wird, wie Wasser und Boden und Luft vergiftet werden, wie wir vergiftet werden mit vielem von dem was wir essen oder in unsere Wohnungen bringen, wie unsere Chancen auf ein Überleben verringert werden durch all diesen Konsum, diesen Egoismus, diese Gedankenlosigkeit, diese Gier, all diesen Müll, wie so viele Tiere und Pflanzen verrecken, verhungern, verbrennen, überfahren werden.

Ist das nicht auch unterlassene Hilfeleistung?

Nun ja, wie gesagt, wir sind alle anders. Gott sei Dank.

Bonustrack: Interessantes zur Klimaerwärmung.

Spruch des Tages: Wer die Laterne trägt, stolpert leichter, als wer ihr folgt
Jean Paul


Maslow

Heute ist kein guter Tag für mich. Ohne viel Grund bin ich lustlos, müde, unzufrieden. Ok, ich habe wieder mal schlecht geschlafen. Aber das kenne ich eigentlich. Ok, ich spiele nicht auf meinem Spielplatz, wie es bei John Strelecky so schön heißt. Aber, dennoch, eigentlich geht es mir ja sehr gut, objektiv allemal. Ich jammere auf hohem Niveau.

Kennst du so Tage auch? Was machst du dann? Schokolade essen? Bier auf? Eine Freundin voll jammern? Einkaufen gehen? Mit einem Buch ab auf die Couch? Bin für alle Tipps dankbar.

Mir hilft dann oft, mir klar zu machen, wie gut es mir – objektiv – geht. Ich habe ja schon von einigen Möglichkeiten geschrieben:

Ins Handeln kommen.

Oder Dankbarkeit.

Und wenn das alles nicht hilft, dann spiele ich die Maslowsche Bedürfnispyramide durch. Das hilft vor allem, wenn ich wieder mal nicht schlafen kann.

Weil, dann liege ich schließlich bequem und im Warmen und in Sicherheit in meinem Bett. Es ist trocken, ich bin satt und habe relativ wenig Schmerzen. Neben mir liegen Mann und oft genug der Kater. Ok, mit dem Individualbedürfnis – nämlich Schlafen – klappt es grad nicht so gut, und Selbstverwirklichung sieht auch anders aus.

Andererseits wird in diesem Moment absolut nix von mir verlangt. Es ist mitten in der Nacht. Ich muss nix arbeiten. Absolut gar nix machen. Ich darf einfach im Bett liegen bleiben. Noch mehrere Stunden.

Das ist doch Luxus, oder?

Dann geht es mir meist viel besser, und mit etwas Glück schlafe ich dann auch ein.

Warum ist das ökologisch? Naja, so richte ich überhaupt keinen Schaden an, nicht bei mir, nicht bei Anderen. Ist doch fein, oder?

Bonustrack: englische kritische Stimmen zum Recyceln. Treehugger ist eh für viele gute Tipps gut. Und zum Übersetzen gibts ja Übersetzer im net. Zum Beispiel bei Bing.

Spruch der Woche:
Arbeit ist das beste Gegengift zu Trauer.
Arthur Conan Doyle.


Müll sparen beim Hausputz

Putzen ist anerzogenes Verhalten. Und damit veränderlich. Abhängig von der Gesellschaft in der wir leben.

Dazu ein paar Gedanken und Persönliches:

Aufgewachsen bin ich in einer Familie, in der alle zwei Wochen fast alles feucht gewischt wurde. Weil man das schon immer so gemacht hat. Und wegen der Nachbarn. Und die Pflanzen wurden regelmäßig in der Dusche abgebraust. Das machte Sinn in einer Familie, wo der Mann in der Kohlegrube gearbeitet hat. Oder sich nicht die Stiefel ausgezogen hat, wenn er aus dem Stall ins Haus kam.

Und es war auch machbar in einem kleinen Häuschen.

Aber in so einer Familie lebe ich nicht. In unserer Küche wird auch nicht geschlachtet, keine Hühner gerupft und kein Rübenzucker eingekocht. So viel Dreck fällt bei uns nicht an. Wobei es schon erstaunlich ist, wieviel Schmutz zwei Menschen und ein Kater ins Haus tragen können. Aber da reicht Kehren und Staub saugen.

Als ich 19 war ging ich für ein Jahr als Au-pair-Mädchen ins Ausland. Und lernte da ganz andere Regeln kennen. Fenster zum Beispiel wurden nur zwei Mal im Jahr geputzt. UND DER BLITZ HAT UNS NICHT GETROFFEN!!!!!!!!! Wow!

Was für eine Befreiung vom deutschen Dogma.

Dann arbeitete ich ein paar Monate in einer Jugendherberge im Rheinland und lernte den berüchtigten rheinischen Putzteufel kennen. Oha!

Wie gesagt, Putzen ist Erziehungssache 😂

Unser Haus ist sauber genug, um gesund darin zu wohnen und schmutzig genug um glücklich darin zu sein. Und wenn wir unglücklich sind liegt es nicht am fehlenden Schmutz.

Und bei uns kann man nicht vom Boden essen. Muss man aber auch nicht, wir haben saubere Tische und Teller.

Kritischen Besuchern nehme ich schon mal die Brille ab oder drücke ihnen einen Lappen in die Hand. War aber schon lange nicht mehr nötig.

Selber isses mir egal, wenn ich wo zu Besuch bin schaue ich nicht nach dem Staub auf den Regalen. Ich hoffe halt, dass es mein Besuch ähnlich locker sieht.

Und Dreck geht ja nicht aus der Welt: Vermehrt durch Putzmittel schüttest du ihn ins Klo, von da geht er ins Klärwerk, die bringen die Reste ins Müllheizkraftwerk und über die Luft und dein offenes Fenster …

Praktisch heißt das für mich:

  • Viel seltener putzen
  • Meist reicht Wasser ohne Putzmittel
  • Wenn ich doch mal „Verstärkung“ brauche, dann wasche ich „leere“ Dusch- oder Spülmittelflaschen aus.
  • Zitronenschalen und Kaffeesatz helfen super im Badezimmer (aber schaden den verchromten Armaturen, Vorsicht)

Und so brauche ich fast keine Putzmittel.

Und es bringt Unglück wenn du Fenster in einem Monat putzt, der im Namen ein „R“ hat. Selbst erlebt, honest word.

So sparst du jede Menge Müll beim Hausputz. Und Geld und Zeit auch. Die kannst du dann verwenden fürs Glücklich sein.

Bonustrack: Plattform für second hand

Spruch der Woche: Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr.

Vincent van Gogh