Wegwerfgesellschaft

Ich bin immer noch ein wenig räudig. Deswegen wird’s heute vielleicht ein längerer Text. 😦

Seien wir ehrlich: Wir sind eine Wegwerfgesellschaft. Und das bringt mich völlig aus dem Takt. Dieses gedankenlose „Ab in die Tonne“.

Ich gebe es ja zu. Ich mag auch immer wieder mal was Neues. Klamotten, Deko, Geschirr, Pflanzen. Die Versuchung ist da, und wird ja auch schön angeheizt. Und so lange Platz ist. Und ich mir das finanziell leisten kann…

Und wer sagt, dass Konsum nicht glücklich macht, der lebt in einer anderen Welt.

Sich der Werbung zu entziehen fällt mir nicht leicht. Dabei habe ich die Möglichkeiten der Firmen, mich zu erreichen, sehr reduziert. Kein Fernsehen, kein Radio, keine Tageszeitung. UND EINEN DICKEN AUFKLEBER AM BRIEFKASTEN, DER AUCH MEISTENS RESPEKTIERT WIRD. Und dennoch, immer wieder fällt mir was vor die Augen. Und ich will es zuhause haben. Manchmal bin ich richtig froh, wenn was kaputt geht. Blöd, aber ist so.

Wenn es geht, dann kaufe ich wenigstens Second Hand. So vermeide ich die Neuproduktion mit all ihren Schäden. Rohstoffe, Bewässerung, Energie, Transport, Verpackung.

Und ich gebe viel zu Second Hand Läden oder verschenke.

Unsere Tonne ist auch recht leer, obwohl sie klein ist. Und viel Müll rein kommt, den ich beim Spazieren gehen aufsammle.

Ein riesiges Problem ist, dass viel von dem Produzierten gar nicht verwendet wird. Ein Drittel der Lebensmittel landen im Müll. Krise. Und mit dem Rest der Käufe schaut es nicht besser aus. Zweite Wahl – nein danke. Kleine Mängel – Retour. Eine französische Winzerin sagte mal: Ihr Deutschen wollt immer nur die teueren Weine. Und ich dachte noch: Warum nicht, wenn ich mir das leisten kann? Aber was passiert dann mit dem Hauswein?

Viel wäre gewonnen, wenn wir das besser nutzten, was da ist. Neulich waren wir spazieren. Irgendwo auf dem Land. Da war ein Steinbruch und sonst viel Landschaft. Noch nicht mal Landwirtschaft. Und dennoch waren die Pflanzen rechts und links des Weges zurück geschnitten worden. Was heißt geschnitten. Abgerupft, wie das heute halt so gemacht wird. (Wenigstens nach dem 30. September, um die Vögel nicht beim Brüten zu stören). Und die Zweige lagen dann am Wegesrand. Mit Hagebutten dran, Berberitzen, Wacholderbeeren, Schlehen. Andere Sachen, deren Name ich nicht kenne. Schöne Sachen. Wenn du die Zweige auf den Markt trägst, dann kannst du da viel Geld verdienen. Aber nein, ist Müll, auf die Seite geschoben. Und wir Frauen kaufen dann extra produzierte Ware für teures Geld, um ein wenig Herbstdeko ins Haus zu bringen. Wahrscheinlich aus Plastik, dass es keine Mühe macht und länger hält. Da krieg ich die Krise.

Oder es wird ausgemistet. Minimalismus. Habe ich ja gar nichts dagegen. Aber die Mühe, da einen Abnehmer zu finden? Nö. Ab in die Tonne. Kleidung. Bücher. Blumentöpfe. CDs. Alte Drucker oder Handys. Möbel. Pflanzen.

Ich bin dann versucht zu sagen: Gib es mir, ich versuche es zu verwenden oder zu verkaufen. Oder spende es den Sozialkaufhäusern. Damit muss ich endlich aufhören: den Müll anderer Leute nach Hause zu schleppen, nur weil das vielleicht noch verwendet werden kann. Habe ich dem Mann meines Herzens versprochen. Immerhin darf ich vom eigenen Müll Vorräte anlegen. Papiere, alte Kalender, Stoffe, Glasverpackungen. Luftpolsterfolie. So einen Kram. Bin ein Messie. Geprägt durch die Eltern. Die diesen Überfluss in ihrer Kindheit nicht hatten. Bequem ist was anderes.

Habe ich eine Lösung? Nein. Nicht für mich und schon gar nicht für Andere.

Wie machst du das? Für welche Dinge findest du eine zweite Heimat und wo und wie? Welche Philosophie hast du, wenn es um Käufe geht, ums Wegwerfen?
Bitte schreibe einen Kommentar.

Bonustrack: Kleidung aus Reclycle Material: nu-in

Spruch der Woche: Lernen ohne zu denken ist sinnlos, aber denken ohne zu lernen ist gefährlich
Konfuzius


Müll sparen beim Hausputz

Putzen ist anerzogenes Verhalten. Und damit veränderlich. Abhängig von der Gesellschaft in der wir leben.

Dazu ein paar Gedanken und Persönliches:

Aufgewachsen bin ich in einer Familie, in der alle zwei Wochen fast alles feucht gewischt wurde. Weil man das schon immer so gemacht hat. Und wegen der Nachbarn. Und die Pflanzen wurden regelmäßig in der Dusche abgebraust. Das machte Sinn in einer Familie, wo der Mann in der Kohlegrube gearbeitet hat. Oder sich nicht die Stiefel ausgezogen hat, wenn er aus dem Stall ins Haus kam.

Und es war auch machbar in einem kleinen Häuschen.

Aber in so einer Familie lebe ich nicht. In unserer Küche wird auch nicht geschlachtet, keine Hühner gerupft und kein Rübenzucker eingekocht. So viel Dreck fällt bei uns nicht an. Wobei es schon erstaunlich ist, wieviel Schmutz zwei Menschen und ein Kater ins Haus tragen können. Aber da reicht Kehren und Staub saugen.

Als ich 19 war ging ich für ein Jahr als Au-pair-Mädchen ins Ausland. Und lernte da ganz andere Regeln kennen. Fenster zum Beispiel wurden nur zwei Mal im Jahr geputzt. UND DER BLITZ HAT UNS NICHT GETROFFEN!!!!!!!!! Wow!

Was für eine Befreiung vom deutschen Dogma.

Dann arbeitete ich ein paar Monate in einer Jugendherberge im Rheinland und lernte den berüchtigten rheinischen Putzteufel kennen. Oha!

Wie gesagt, Putzen ist Erziehungssache 😂

Unser Haus ist sauber genug, um gesund darin zu wohnen und schmutzig genug um glücklich darin zu sein. Und wenn wir unglücklich sind liegt es nicht am fehlenden Schmutz.

Und bei uns kann man nicht vom Boden essen. Muss man aber auch nicht, wir haben saubere Tische und Teller.

Kritischen Besuchern nehme ich schon mal die Brille ab oder drücke ihnen einen Lappen in die Hand. War aber schon lange nicht mehr nötig.

Selber isses mir egal, wenn ich wo zu Besuch bin schaue ich nicht nach dem Staub auf den Regalen. Ich hoffe halt, dass es mein Besuch ähnlich locker sieht.

Und Dreck geht ja nicht aus der Welt: Vermehrt durch Putzmittel schüttest du ihn ins Klo, von da geht er ins Klärwerk, die bringen die Reste ins Müllheizkraftwerk und über die Luft und dein offenes Fenster …

Praktisch heißt das für mich:

  • Viel seltener putzen
  • Meist reicht Wasser ohne Putzmittel
  • Wenn ich doch mal „Verstärkung“ brauche, dann wasche ich „leere“ Dusch- oder Spülmittelflaschen aus.
  • Zitronenschalen und Kaffeesatz helfen super im Badezimmer (aber schaden den verchromten Armaturen, Vorsicht)

Und so brauche ich fast keine Putzmittel.

Und es bringt Unglück wenn du Fenster in einem Monat putzt, der im Namen ein „R“ hat. Selbst erlebt, honest word.

So sparst du jede Menge Müll beim Hausputz. Und Geld und Zeit auch. Die kannst du dann verwenden fürs Glücklich sein.

Bonustrack: Plattform für second hand

Spruch der Woche: Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr.

Vincent van Gogh