Eine*r für alle, alle für Eine*n

Kennt ihr das noch? Hattet ihr auch eine Oma, die Anfang der 60 ger Jahre für die halbe Nachbarschaft Kaffee bestellt hat? In der Kleinstadt gabs keinen guten Kaffee zu kaufen, wenn überhaupt. Und so hat Oma bestellt. Wenn das Paket dann kam, war das immer ein wenig wie Weihnachten. War auch oft ein Geschenkle für die Oma drin. Bonuspunkte sozusagen.

Und als Gärtnerin habe ich oft über den Gartenzaun getauscht und verschenkt. Mein Kopfsalat gegen die Salatgurke. So gabs Vielfalt auf dem Teller und immer wieder Gelegenheit ein Schwätzchen zu halten. Auch Bonuspunkte.

Manchmal denke ich, wenn soviel Nahrungsmittel weggeworfen werden, dann liegt das vielleicht auch an den Packungsgrößen. Oder überhaupt an den Größen der Nahrungsmittel. Und so versuche ich immer noch zu tauschen und zu verschenken, wenn ich zuviel gekauft habe – kaufen musste. Ich habe schon mal überall in der Nachbarschaft geklingelt, weil ich einen halben Kopf Weißkohl loswerden wollte. Seitdem gelte ich hier als ein wenig sonderbar. Nunja, damit lebe ich schon lange. Ist der Ruf erst ruiniert :-). Die Kuchenback-Cooperative funktioniert aber gut.

Zur Zeit bestelle ich immer wieder mal direkt bei Herstellern über crowdfarming. Gibt natürlich noch andere Plattformen. Die Ware ist bis jetzt immer ausgesprochen gut gewesen, lecker, bio, frisch. Nicht billig, aber so ist das halt. Einziger Nachteil: Es ist immer zu viel für unseren kleinen Haushalt. Und so klingele ich immer noch bei Nachbarn und frage Freunde. Immerhin kennen die das Spiel inzwischen und ab und zu nimmt mir jemand was ab.

Das wäre doch auch interessant bei anderen Lebensmitteln, die nicht besser werden, wenn ich sie lagere. Gewürze zum Beispiel. Eine Packung kaufen und gleich die Hälfte abgeben. Lieber immer frischen Oregano im Haus und öfter kaufen, oder? Aber auch hier stoße ich nicht unbedingt auf Gegenliebe. Kommt vielleicht noch.

Und in die gleiche Kerbe fällt für mich das Einkaufen an sich. Warum nicht für Nachbarn was aus der Apotheke mitbringen oder vom Bäcker. Aus der Stadt. Und im Gegenzug kann ich mal zuhause bleiben und bekomme meine Drogerie-Artikel mitgebracht. Wäre doch eine Erleichterung für alle.

Mal schauen, wie sich das noch entwickelt. Noch gebe ich nicht auf.

Und über die Messengerdienste ließe sich das ja auch super leicht organisieren.

Wie siehst du das? Hast du selbst so Einkaufsgemeinschaften? Verteilstationen? Gibts da eine App dafür? Bitte schreibe einen Kommentar.

Bonustrack: Blog zum Thema vegan leben: Vegan Guerilla

Spruch des Tages: Jedes Mal, wenn ein Wald abgeholzt wird, steigt das Bruttosozialprodukt. Mit jeder Ölverschmutzung, mit jeder Krebsdiagnose. Die Wirtschaftswissenschaftler müssen lernen zu subtrahieren. (Adbusters Kampagne)


Der Zehnte

Früher, im finsteren Mittelalter und danach, mussten Bauern, die Händlerinnen, die Handwerker, etc. den „Zehnten“ an die Obrigkeit abgeben, an die Kirche oder die Fürsten oder an die Besitzer. Fand ich als Kind immer gemein, heute wären wir wahrscheinlich froh darüber, wenn es nur 10 % des Einkommens wären. Naja.

Und zu all deinen Steuern und Abgaben, ob direkt oder indirekt, möchte ich dir jetzt noch einen „Zehnten“ vorschlagen.

Wenn du mit mir einer Meinung bist, das wir nicht auf staatliche Regelungen warten können.
Und wenn auch du Glaubenssätze hast, von denen du so tief im Innern weißt, das ist nicht wirklich gut ist, was du da tust.
Dann empfehle ich dir den „Zehnten“ als gangbaren Weg zur Veränderung.

Wie meine ich das?

Beispiel Mobilität: Ich habe mich ja bereits als jemand geoutet, der sehr gerne ins Auto steigt. Und jetzt habe ich mir versprochen, jeden „Zehnten“ Weg aus eigener Kraft zurück zu legen. Notfalls mit dem Bus. Gar nicht so einfach. Aber ein lohnendes Ziel, wie ich meine.

Beispiel Luxus-Naschen: Natürlich BRAUCHE ich jetzt keine Schokolade. Zumindest werde ich nicht gleich krank, wenn ich mal nix nasche. Also: Jeder „Zehnte“ Tag ohne Kekse oder Schoki.

Beispiel Garten: Bei mir nehmen die ungeliebten Kräuter jetzt wirklich überhand. Ich bin kräftig am Notjäten, schließlich will ich von meinen Erdbeeren naschen und dazu muss ich sie erst mal finden. Dennoch: Eine 10 %-Ecke unseres kleinen Gartens darf bleiben wie sie ist. Es muss nicht alles sauber und ordentlich sein. (Schon weil ich dazu zu faul bin, ich gebe es ja zu).

Beispiel Konsum:

  • 10 % weniger Wasser verbrauchen
  • Spritverbrauch pro 100 km um 10 % reduzieren
  • 10 % weniger Kilometer in den Urlaub fliegen
  • Jeder 10. Einkauf im Bioladen

Und so schleiche ich mich in ein neues Verhalten ein. Versuche gleich die Vorteile zu sehen, aus der Verpflichtung ein Spiel zu machen. Probiere was Anderes aus und erweitere so meinen Horizont und meine Optionen.

Und es gibt richtig schöne „Unkräuter“. Ab in die Vase mit euch!

Was könntest du dir vorstellen? Welche Veränderung willst du einleiten? Magst du dir in einem Kommentar etwas versprechen? Ein Pledge, wenn du so willst?

Ganz klar, eine*r alleine kann so die Welt nicht retten. Aber du bist nicht allein, wir sind schon ganz viele. Mach mit, bitte.

Bonustrack: Schöner kleiner Film zum Thema Umstieg auf Biolandwirtschaft.

Spruch des Tages: Die „genialen“ technischen Lösungen von heute schaffen die ökologischen und ökonomischen Probleme von morgen. (Unbekannt)


Crowdfarming oder SoLaWi

Fair Trade ist eine gute Sache, finde ich. Ich bezahle gerne den ehrlichen Preis, für die Lebensmittel und Waren, die ich kaufe. Wenn ich dafür sicher sein kann, dass die Erzeuger vom Erlös ein anständiges Leben führen können und auch etwas für die Gemeinschaft erreicht wird. Schulen, Brunnen, Krankenhäuser, usw.

Den einzigen Nachteil, den ich da kenne: Fairtrade passiert nur im Ausland.

Dabei kämpfen hier in Deutschland / Europa ebenfalls viele Landwirte – vor allem Bio-Landwirte – ums wirtschaftliche Überleben. Sie haben oft höhere Kosten, geringere Erträge und bemühen sich darüber hinaus um eine intakte Natur.

Und da kommt crowdfarming und SoLaWi ins Spiel. Kunden erwerben Anteile an der zukünftigen Ernte. Der Landwirt hat ein gesicherteres Einkommen und kann besser planen. Oft ist auch ein aktives Mithelfen beim Landwirt erwünscht. Wenn das Ganze dann auch noch eine regionale Angelegenheit ist, umso besser. Es ist nicht alles Bio, das will ich hier auch sagen. Aber regional, saisonal und eben fair, das ist doch schon sehr viel.

Auch Patenschaften für Tiere oder Bäume sind möglich.

Du siehst, es gibt viele Varianten, vielleicht ist was in deiner Nähe, das dich reizt?

Hier eine kleine Auswahl von links:

Wenn du schon Erfahrungen mit diesem Thema hast, bitte schreibe einen Kommentar. Ich bin neugierig. 🙂

Bonustrack: Wie grün ist dein Geld? Übersicht (NABU) über nachhaltige Bankinstitute

Spruch der Woche: Wenn der Mensch so schlau ist wie er immer behauptet, warum zerstört er dann sein eigenes Zuhause?
Jane Goodall

Witz der Woche, passend zu Corona:
Die Mutter tadelt ihren Sohn: “Anstatt hier vor dem Fernseher zu hocken, solltest du lieber Vati bei deinen Schularbeiten helfen!“