Chor – oder die Kunst des Kompromisses

Letztes Wochenende hat mein Gesangsverein wieder mal eine Show aufgeführt. Ich bin noch ganz geflutet mit Adrenalin und Serotonin. Es war wirklich super und absolut sehens- und hörenswert.

Der Verein hat mehrere Chöre, auch spontane Zusammensetzungen. Es geht los mit den ganz kleinen Kindern, die z.T. noch nicht mal in der Schule sind und endet mit den Senior*innen, die sind auch schon mal 90 Jahre alt.

Das macht uns und unsere Shows so irre gut. Die Bandbreite an Chören und Liedern ist enorm. Nicht alles gefällt allen, keine Frage. Es ist aber genug für alle da – Sänger und Besucher. Auch die Qualität ist natürlich unterschiedlich. Aber hallo. Der Verein ist in einem Dorf mit gerade mal 1.500 Einwohnern beheimatet. Wir sind nicht die Alte Oper in Frankfurt. Und für die Pingeligen, die immer ein Haar in der Suppe finden (wollen) oder gar mehrere, für die singe ich nicht.

Was mir besonders gut gefällt, es gibt ein Planungsteam und da sind alle erwünscht und alle Beiträge sind gewollt. Es wird nicht alles umgesetzt, klar, gibt z.B. natürlich finanzielle Grenzen. Es wurden teams gebildet, die relative Freiheit hatten in ihren Planungen. Die Vorschläge wurden vorgestellt, begrüßt, evtl. ergänzt. Um Hilfe wurde gebeten, Hilfe wurde angeboten, angenommen. Wunderbar.

Die Phantasie ist enorm. Die Vorschläge sprudeln, eins kommt zum Anderen.

Uns hat es allen super Spaß gemacht. Klar war da auch Lampenfieber dabei. Aber viel mehr Spaß am Singen und Freude am Zuhören. Die Besucher hatten auch glückliche Gesichter, fast alle jedenfalls.

Und die Kompromisse? Sie lassen mich wachsen. Ich singe dann auch mal was, was mir nicht gefällt. Zumindest nicht am Anfang. Die Kleiderfrage erfordert ständig Kompromisse, vor allem für mich Öko, die keine Lust hat wegen 2 Stunden einen glitzernden Kittel zu kaufen, den ich nie wieder anziehen werde. Noch dazu von einem der größten Umweltverschmutzer der Welt. All die Pailletten werden als Mikroplastik in der Umwelt enden. Pro Ballon wird mindestens ein Tier sterben. Alles nur für ein kurzes Vergnügen. Aber ohne diese Kompromisse kein Chor, keine show, keine glücklichen Sänger*innen und Besucher*innen. Kein Fest.

Und ich finds einfach wunderbar, wenn wir zusammen etwas erschaffen, was niemand von uns alleine könnte.

Ich bin überzeugt: Glückliche Menschen kaufen weniger Kram. Von daher kann ich da sogar „aktiver Umweltschutz“ dazu sagen.

Bonustrack 1 : Anleitungen für tier- und pflanzenfördernde Gartenteile – baudirnatur

Bonustrack 2: Heute ist earthday.

Spruch des Tages: Du kannst auch ungerecht sein, wenn du nichts machst.
Marc Aurel