Es heißt ja oft, die Politik müsse die Rahmenbedingungen schaffen, für eine Bewältigung der Klimakrise, der Biodiversitätskrise, der Bodenkrise, der Plastikschwemme, …
Ja, das muss sie.
Aber reicht es, auf die Politik zu warten? Haben wir die Zeit auf die Politik zu warten, oder müssen wir die Dinge selbst in die Hand nehmen und beschleunigen? Dazu zwei Entwicklungen der letzten Jahr/zehnte.
Mein Einstieg in das Thema Ökologie, Nachhaltigkeit, Bio liegt ca. 40 Jahre zurück. Da wurde mir zum ersten Mal bewußt, unter welchen Bedingungen eigentlich die Hühner leben, die mein Frühstücksei legen. Da wollte ich nicht mitmachen. Zum Glück lebte ich da schon in einer größeren Stadt und fand tatsächlich die Möglichkeit Bio-Eier von glücklichen frei laufenden Hühnern zu kaufen. Auf dem Land wo ich groß wurde? Naja.
Wie gesagt, das ist jetzt 40 Jahre her. Das Los der meisten Hühner, deren Eier wir konsumieren, hat sich kaum verbessert. Der Eier-Industrie ist der Status quo grad Recht. Die Politik hat es nicht wirklich eilig die Zustände zu verbessern – und die Konsument*innen? Denen geht es weitestgehend am – öh, denen ist es weitestgehend egal. Nur ca. 14 % der verkauften Eier sind Bio. Wenn du mal im Supermarkt Bio-Eiern kaufen willst, dann suchst du oft eine Zeitlang. Zum Verzweifeln.
Und das ist jetzt, außer für die Hühner, wirklich nur ein kleines Problem. Peanuts, Pillepalle.
Glaubst du, wir haben noch 40 Jahre Zeit um die Auswirkungen des Klimawandels aufzufangen?
Hmm.
Zweites Beispiel: Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie schwer es ist, Regelungen, Verordnungen, Gesetze schnell zu verabschieden, selbst wenn es darum geht, ganz konkret das Leben oder wenigstens die Gesundheit von Menschen vor einer akuten Gefahr zu schützen. Jetzt, als ich dies schreibe, waren mehr als 3,5 Millionen Menschen in Deutschland erkrankt. Fast 90.000 Menschen sind gestorben. Viele, die ich kenne hätten sich vor einem Jahr viel größere, härtere, umfassendere Einschränkungen gewünscht und mitgetragen. Nicht alle Möglichkeiten hätten Grundrechte eingeschränkt (was mir auch nicht gefallen hat). Die „Politik“ hat vorsichtig reagiert, abgewogen. Vieles hat nicht geklappt und klappt auch heute nicht, obwohl wir schon viele Monate mit Corona leben. Und der menschliche Egoismus verhindert die schnelle Lösung auch.
Da habe ich für den Feldhamster überhaupt keine Hoffnung. Dabei sind die total niedlich.
Also warten, bis die politischen Rahmenbedingungen vorliegen, bevor wir bereit sind unser Verhalten zu überprüfen, zu ändern?
Manchmal glaube ich, wer dies fordert, der weiß um die Schwerfälligkeit der politischen Entscheider.
Bonustrack: Rettergut hat sich auf die Fahnen geschrieben, wenigstens Lebensmittel zu retten.
Die gute Nachricht: Es bewegt sich doch was. Unser Nachbar, dem das Ökologische auch suspekt ist, der hat sich jetzt einen Handrasenmäher zugelegt. Weil das besser ist für die Umwelt. Da freu ich mich, bin ja auch Teil seiner Umwelt 🙂