Platz

Als Kind teilte ich mir ein Zimmer mit meinem Bruder. Fand ich furchtbar. Später dann ein eigenes Zimmer. Wow.

Während der Ausbildung Zimmer mit Freund in einer WG. War ok, wenn man sich mag, dann braucht man weniger Platz.

Eigene kleine Wohnung, selber liebevoll gestaltet. Mein Reich, sehr fein.

Diese eigene kleine Wohnung mit Freund, war schon eng. Aber ok.

Größere Wohnung. Die erste Katze.

Größere Wohnung, allein in einem kleinen Haus, Garten außen rum, fein. Eigentlich wollten wir ein Zimmer nicht nutzen, der Vorsatz hat nicht lange gehalten. Kam der ganze Bastelkram und Freizeitkram rein, wir nannten es das Zimmer der Möglichkeiten. War schnell voll geräumt.

Dann auf andere Wohnung verkleinert. Hmm. Ist an anderen Gründen gescheitert.

Jetzt zu zweit in einem Reihenhäuschen. Mit kleinem Reihenhäuschengarten. Wunderbar für uns beide und den Kater. Auch das haben wir voll gestellt. Sogar den Garten. Pflanzen sind auch so eine Leidenschaft. Erst heute wieder ein Sedum mitgenommen. Ist ja Platz. Es ist mir aber zu viel. Zu viel Platz, zu viele Dinge, vier Stockwerke, ich werde nicht jünger. So viele Dinge zu verwalten. So viele Fenster und Böden zu putzen. Regale, Schränke. Treppauf, treppab. Wo ist jetzt meine Brille. (Ein schlechtes Gedächtnis ist gut für die Gesundheit, wegen Treppensteigen…).

Der Gedanke vom tinyhouse reizt mich. Alles verkleinern, mich von vielem trennen, übersichtlich, reduzieren auf das Hier und Jetzt und nicht mehr das Gestern und Morgen mit mir rumschleppen. Aber ob ich das kann? Im Urlaub, so mit Motorradfahren und Zelten, für 14 Tage, da habe ich das immer genossen. Ich werde dann wieder kreativer, mit den begrenzten Möglichkeiten. Und fast immer hatten wir zuviel dabei.

Jetzt waren wir ein paar Tage mit einem Camping Van unterwegs. Ich überlege einen zu erwerben. Aus Gründen. (Was? Ist ja noch mehr Eigentum!!!) Da stellt sich mir die Frage ob ich das kann – und will.

Nunja. Eng wars schon, unbequem. Blaue Flecken, immer wieder einen Hängeschrank vor dem Kopf. Fahren ließ sich das Teil ganz gut, aber 10 Ltr. Diesel/100 km, das ist für eine Ökotante schon viel. Schlafen ging in der ersten Nacht gut, in der zweiten nicht so. Und wir hatten wirklich nicht viel dabei. War auch nicht nötig, die erste Tour ging zu Freunden und Familie. War schön, aber. Den Komfort einer Toilette mit Kanalisationsanschluss weiß ich jetzt jedenfalls zu schätzen.

Und heute, hier, jetzt, wo es regnet, da ist es schön, so viel Platz und so viele Dinge zu haben. Auswahl, Möglichkeiten. Bequem im Trockenen. Meine geliebten Vorräte. Nicht nur heute und hier sondern auch: Welches der vielen Bücher lese ich? Was esse ich? Mei hat das abgekühlt, schnell ne wärmere Hose aus dem Schrank, einen dünnen Pulli dazu. Bequem am Computer statt nur am Handy tippen. Da komme ich schon ins Grübeln. Ich kann diese Bequemlichkeit und den Platz schon genießen. Der Mann will es auch so, der Kater auch.

Ich muss mich ja nicht schnell entscheiden, ich muss überhaupt recht wenig. Zum Glück.

Was ich aber bestimmt weiter machen werde: Jeden Tag was aus dem Haus bringen, was von anderen (weiter) genutzt werden kann. Heute zwei Bücher zur Post gebracht. (tauschticket.de und booklooker.de), ein wenig reduzieren. Muss ja keine Marie Kondo werden, aber die Richtung ist schon gut. Und wenn es geht mich mit dem begnügen was schon da ist. Und second hand kaufen. Wenigstens das.

Ich finde es auch schwer, mich dem allgemeinen Mehr/Größer/Weiter/Neu zu entziehen. Ich weiß, jammern auf hohem Niveau. Wie geht es dir damit?

Bonustrack 1: wenn du noch eine Begründung brauchst, warum du deinen Garten nicht sauber und ordentlich pflegst: https://idw-online.de/de/news850287

Bonustrack2: Althandy-Entsorgung: https://wir-packens-an.info/handysammlung/

Spruch der Woche: Zum Thema Überfluss schreibt Sandra Krautwaschl: „Denn Zuviel ist auch ein Zeichen von Mangel. Zuviel ist nicht nur mehr als genug, sondern ein Mangel an richtigem Maß“. Aus dem Buch Verschwendungsfreie Zone.

Ich wünsche euch friedliche Menschen und fröhliche Zeiten