Ich seh mich ja nicht als ängstlichen Typ. Bin zuversichtlich, dass ich das schon irgendwie hinkriege, was mir das Leben noch so vor die Füße wirft. Hab schließlich schon Einiges erlebt und durchlitten. Und ich bin zum Glück schon ziemlich alt.
Und dennoch: Letzte Woche war ich auf einem Vortrag bei meiner lokalen NABU-Gruppe zum Thema „Wie es mit dem Leben weitergeht„. Nicht im Sinne von Leben nach dem Tod, sondern ganz konkret, mit dem Leben hier auf der Erde. Heute und morgen und übermorgen. Gehalten von einem Physiker, einem Menschen, den ich sehr schätze auf Grund seiner Beiträge bei unseren NABU-Treffs. Nur beim Thema Katzen sind wir unterschiedlicher Meinung. Ich mag sie – und F. eben nicht.
F. hat deutlich gemacht, in welchem Ausmaß und in welchem Tempo wir alles Leben, was uns nicht direkt nutzt, ausmerzen. Zahlen, die ich alle schon mal gehört habe, aber so geballt in 90 Minuten. Schon starker Tobak. Viele Quellenangaben, viele Diagramme. Und alle deprimieren. 75 % Verlust von Insekten in den letzten 50 Jahren. Fast alle Wirbeltiere die jetzt leben sind Haustiere oder Nutztiere. Die wildlebenden Wirbeltiere werden in 25 Jahren ALLE verschwunden sein. Auch die Giraffen. Die Temperaturen werden weiter steigen, die Eisflächen werden verschwinden, die Flächen, die wir Menschen nutzen können werden immer weniger werden. Unterschiede zwischen Arm und Reich nehmen zu – auch zwischen den Ländern. Migration wird zunehmen und auch neue Erkrankungen. Uff! Wie gesagt, alles eigentlich bekannt. Beängstigend.
Was ich mich jetzt frage: Von den ca. 50 – 75 Menschen, die diesen Vortrag gehört haben, wie viele werden jetzt tatsächlich was ändern? Vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, oder aufs Rad. Die Ernährung umstellen auf mehr Obst und Gemüse und Hülsenfrüchte. Weniger konsumieren. Bio-Lebensmittel kaufen. Parteien wählen, die sich um eine gute Zukunft kümmern wollen. Ehrenamtlich aktiv werden, bei den Tafeln und im Naturschutz. Ist ja alles bekannt. Ehrlich gesagt, viel Hoffnung habe ich nicht. Viele der Gäste sind ja an Naturschutz interessiert und machen bereits viel. Noch mehr, da stoßen wir alle an Grenzen.
Die Verbrauchszahlen an Strom und Gas und Wasser für 2024 liegen vor. Wir verbrauchen in allen drei Bereichen etwa halb so viel wie der Durchschnitt. Da bin ich schon ein wenig stolz, auch wenn es ganz leicht ist, ohne Verzicht. Dann mach ich mir klar, dass es die Hälfte des Durchschnitts hier in Deutschland ist. Weltweit sieht das schon ganz anders aus.
Mein Vorsatz: Das Essen noch mehr Richtung vegan zu verschieben. Am Samstag habe ich einen Kochkurs hier von der VHS besucht zum Thema „internationale vegane Küche“. War ein sehr angenehmer Vormittag mit sehr leckerem Essen. Da hat nix Tierisches gefehlt.
Und ich bin endlich soweit, dass ich Tofu zubereiten kann, dass es mir und M. schmeckt. Und das mache ich so:
Naturtofu trocken tupfen und vielleicht sogar ein wenig pressen. In Würfel oder Streifen schneiden und die dann für 1-2 Stunden mindestens marinieren. Dazu mische ich Sojasauce, Öl, Essig, Gewürze, ein wenig Zucker, ein Löffelchen Tomatenmark – und die Geheimwaffe – Erdnussbutter. Das schmeckt sogar schon als Rohware. So kann ich dann die Schärfe und die Gewürze noch ein wenig höher dosieren. Die Würfel brate ich dann in der Pfanne schön kross – oder lasse sie in der Röhre backen. Dazu Gemüse, Brot, Nudeln, Reis, Getreide, egal.
Es gibt inzwischen veganen Streichkäse, Yoghurt-Ersatz, Hafermilch, gute Margarine und jede Menge Rezepte. Es ist ein Umdenken. Da muss ich nochmals neu einkaufen und kochen lernen. Aber hej, ich liebe Experimente.
Bonustrack: Eine Wahlhilfe, für alle, die noch nicht wissen, wo Sie am 23.02 ihre Kreuzchen machen: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/gesellschaft-und-politik/deutschland/wahl25/BTW25Analyse.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=250210+-+BTW-Mail+an+Mitglieder+2025+%28A%2FB%2FC+Test%29
Buchtipp 1: von Jan Hegenberg: Klima-Bullshit-Bingo Klimaschutz zerstört die Wirtschaft, und andere Stammtischparolen widerlegt
Buchtipp 2: von Terry Pratchett: Snuff. Snuff hat mit Ökologie nicht viel zu tun, ist aber ein Appell alles Leben zu achten und die Vielfalt zu genießen und schützen. Und sich der eigenen Möglichkeiten bewußt zu werden. Fantasy vom Feinsten.